Drei Frauen – drei Blickwinkel: Eine Gegenüberstellung weiblicher Denkweisen aus dem 20. Jahrhundert. Liebesblicke – Ansichten von Liebenden ist eine literarische Inszenierung mit Briefwechseln von Milena Jesenskà, Iris von Roten und Ingeborg Bachmann an ihre verflossenenen Männer.

Wie zeige ich als Mensch offen meine Bedürfnisse? Wo setzen kulturelle und soziale Normen dem Menschen Grenzen in der Liebe? Und wie gehen wir mit diesen Grenzen um?

Welche Rolle spielt Korrespondenz überhaupt in der Liebe? Die Briefwechsel der drei Frauen, zeigen einen offenen Diskurs der Liebenden und ihren Bedürfnissen. Sich austauschen und miteinander korrespondieren ist der Grundstein einer jeden Beziehung. Wie soll man den Bedürfnissen seines Parters gerecht werden, wenn man nicht korrespondiert?

Was können wir aus diesen alten Ansichten lernen? Und wie gehen wir in der heutigen Zeit mit unseren Liebenden um? Korrespondieren wir oder reden wir aneinander vorbei?

Liebesblicke – Ansichten von Liebenden entführt den Zuschauer in längst vergessene Zeiten entschleunigter Korrespondenzen und sucht nach einem Anspruch auf Gleichheit in der Liebe.

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Milena Jesenskà wurde durch die ”Briefe an Milena” von Franz Kafka bekannt. Korrespondiert hat sie aber mit vielen Personen. Die Briefe von ihr an Kafka sind nicht mehr erhalten. Acht Briefe aus den Jahren 1920 -24 an den gemeinsamen Freund Max Brod schildern jedoch einige Gedanken von Milena über Kafka wieder. Das Verhältnis von Milena zu ihrem Vater war zeitlebens schwierig. In den frühen Zwanzigerjahren sorgte sie mit ihrem Schreibtalent in Prag für Furore. Während des 2. Weltkrieges wirkte sie aktiv gegen die Nazis und verhalf unzähligen zur Flucht aus Prag. Sie selber konnte und wollte nicht flüchten. 1944 starb sie im Konzentrationslager Ravensbrück.

Gelesen von Christine Rupp

Iris von Roten kämpfte in den Fünfzigerjahren vergebens für eine bessere Stellung der Frau in der Gesellschaft. Die Briefe an ihren Mann Peter von Roten schildern Bedürfnisse einer Frau, welche ihr Leben lang vergebens für eine totale Gleichstellung der Frau kämpfte. Das Ehepaar von Roten schrieb einander über 1500 Briefe. Mit ihrem Buch “Frauen im Laufgitter” im Jahre 1958 verschaffte sie sich vor allem Feinde. Iris von Roten entschied sich am 11. September 1990 für den Freitod.

 

Gelesen von Christelle Zenhäusern

Iris
Ingeborg

Ingebord Bachmann wuchs in der Nazizeit in Klagenfurt auf, ihr Vater Anhänger der NSDAP. Paul Celan wuchs in einer jüdischen Familie auf, seine Eltern starben im Konzentrationslager. Die Briefwechsel mit Paul Celan strecken sich über fast zwei Jahrzehnte hin. Zusammen fanden die Dichter jedoch nie, doch ohne einander konnten sie auch nicht. Paul Celan ertränkte sich 1970 in der Seine. Ingebord Bachmann starb drei Jahre später durch einen Brand einer glimmenden Zigarette.

Gelesen von Benjamin Zeiter

 

Regie: Sarah Taroni

Im Rahmen des Festivals der Korrespondenz, organisiert von der Mediathek Brig, möchten wir Sie herzlichst zu der literarischen Inszenierung am 9. Mai 2015 im Saal des Restaurant Glacier in Fiesch einladen.

Eintritt frei; Kollekte HorliKultur

Türöffnung: 19:00 Uhr

Spielbeginn: 19:30 Uhr